So ein Käse: Reblochon - gewitzte Idee
Nach der Schweiz kommt heute Frankreich an die Reihe. Denn der Käsewagen von Christina Stroetmann auf den Bauernmärkten in Furth im Wald, Bad Kötzting, Roding und Cham ist bei 150 Sorten ja international bestückt.
Nach dem Chällerhocker aus der Schweiz habe ich eine Diskussion miterlebt, wie regional das Angebot auf den hiesigen Bauernmärkten sein soll. Eine Meinung war, dass es dort eigentlich keine Produkte aus dem Ausland brauche. Die andere hielt dagegen, dass Deutschland halt kein Käseland sei, Käseproduzenten im Landkreis Cham gar Einzelgänger sind. Wieder eine andere Stimme plädierte: „Hauptsache bio. Ein Bauernmarkt muss bio sein“. Die 150 Käsesorten sind das jedenfalls zu 90 Prozent.
Dass wieder ein Probierkäse in unserem Kühlschrank liegt, merkte meine Frau sofort, als sie die Tür öffnete. Denn trotz geschlossener Box war das Aroma nach draußen gedrungen. Das von einem Reblochon, einem halbfesten Bioschnittkäse aus der Region Savoyen in Frankreich. Rohmilch von der Kuh dient als Rohstoff, die Reifezeit beträgt mindestens drei Wochen. Der Fettgehalt liegt bei 50 Prozent.
Wie mich die Käsefachfrau informiert, leitet sich der Name ab von „reblocher“ (nachmelken) und dem Dialektwort „rablassa“ (plündern). Dahinter stecke eine Idee von gewitzten Bauern. Die mussten früher ihre Pacht an den Besitzer der Sennen dergestalt bezahlen, dass bei einem unangemeldeten Besuch auf der Alm die vorgefundene Milch hochgerechnet wurde. Ihr Einfall war, einen Teil der Milch in der Kuh zu belassen, bis das Hauptgemelk verkäst war. Aus dem später gewonnenen, besonders fetthaltigen Nachmelk machten die Bauern dann diesen sagenhaft cremigen Käse für den Eigenbedarf und zum Verkauf an den Besitzern vorbei.
Eine Jugendfreundin, seit langem in Paris verheiratet, kennt den Reblochon natürlich. Es sei der Lieblingskäse ihres Sohnes Guillaume, lässt sie mich auf WhatsApp wissen.
In den Alpenregionen werde „Tartiflette“ serviert, erinnert sich die passionierte Skifahrerin, ein Kartoffelauflauf mit Speck und Reblochon. Das schmecke nach einem Skitag unwiderstehlich gut. Dazu ein Weißwein aus Savoyen, zum Bei-spiel der Apremont. Jedenfalls wäre Barbara am liebsten sofort zum Probieren in unsere Küche gekommen.
Ich fand den Reblochon traumhaft cremig wie aromatisch. Weil sein Zustand irgendwo zwischen Form und Verfließen liegt, gelang mir kein sauberer, glatter Schnitt. Egal, hab das Stück einfach dicker gemacht. Ganz toll fand ihn übrigens auch meine Tochter.
Passend dazu hatten wir uns französisches Baguette besorgt. Der Bordeaux, stellten wir übereinstimmend fest, harmonierte nicht gerade freundschaftlich mit dem Reblochon. Doch nach unserer traumhaft guten Käseprobieraktion versöhnte zumindest ich mich hinterher wieder mit dem dunklen Roten …