Sie bringen Bad Kötzting mehr als Käse
BAD KÖTZTING
Käse essen ist, wie Schuhe kaufen. „Es gibt immer wieder etwas Neues, das man haben möchte“, sagt Christina Stroetmann. Sie hat in den vergangenen Monaten unzählige Käsesorten probiert und sich viel Wissenswertes über das „Produkt Käse“ angeeignet. Jeden Donnerstag steht der Verkaufswagen von „Lehner‘s Käsegenuss“ auf dem Wochenmarkt in Bad Kötzting. Christina Stroetmann, geborene Lehner, ist 2021 ins Käsegeschäft eingestiegen. Die Geschichte des kleinen Familienbetriebs aus Sattelbogen begann aber mit einem ganz anderen Lebensmittel.
Zweimal Zufall
Den Anfang markierte der Bauernmarkt in Straubing, nach und nach kamen Bürgerfeste, Kirtamärkte, Fahnenweihen hinzu. Stets war der Schmalzgebäck-Stand von Kunden umringt, denn: „Wo bekommt man denn heute noch einen frischen Küchel?“, sagt Christina Stroetmann. Die Märkte fanden in der Regel sonntags statt, so dass Stroetmann während der Woche für ihre Kinder da sein konnte. Ihr Mann Dirk arbeitet bei der Firma Bischof + Klein in Konzell.
Das Geschäft mit dem Schmalzgebäck lief gut, vor allem im Herbst. „Im Sommer essen die Leute nicht so gerne Fettiges“, ist Christina Stroetmanns Erfahrung. Etwa 2008 kam dann Zufall Nummer eins ins Spiel. Die Waldmünchenerin Walburga Feigl und ihren Nussrösterei-Stand kannten die Stroetmanns von gemeinsam beschickten Märkten. Feigl suchte einen Nachfolger – und Christina Stroetmann erweiterte ihr Geschäft um „Lehner’s Nussrösterei“. Zu den gerösteten Erdnüssen und Mandeln, die Walburga Feigl im Angebot hatte, kamen Kürbis- und Sonnenblumenkerne hinzu. Und weil geröstete Nüsse nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern auch auf Volksfesten und Co. Der Renner sind, war das Nussgeschäft die perfekte Sommer-Überbrückung.
Bis Corona kam und alle Märkte abgesagt wurden. Stroetmann suchte nach Absatz-Alternativen. Das Unternehmen Frey ermöglichte ihr den Verkauf ihrer Ware in einem Wagen auf dem Gelände vor Frey Wohnen. Der Lockdown im Winter 2020/21 machte auch dem ein Ende.
Sein dem Frühjahr 2021 wird die Ware von „Lehner’s Nussrösterei“, abgepackt in Gläsern, im Chamer Rewe-Markt angeboten. Und in diesem Jahr ereignete sich auch Zufall Nummer zwei.
Freitags verkaufte Christina Stroetmann auf dem Rodinger Bauernmarkt wieder Schmalzgebäck. So viele Kunden wie an den Marktsonntagen hatte sie nicht – „am Sonntag wird für die Kaffeetafel eingekauft, aber am Freitag…“ Nebenan war der Käsestand von B&B aus Wiesenfelden, die planten, sich von den Märkten im Landkreis Cham zurückzuziehen und auf jene im Bereich Regensburg zu konzentrieren. „Birgit Roos-Bohmann hat gesehen, dass mein Geschäft nicht so gut ging. Sie fragte, ob ich es mal mit Käse versuchen möchte.“ Stroetmann wagte es mit „Lehner’s Käsegenuss“.
Christina Stroetmann wälzte nun abends Käsebucher statt Krimis. Und sie assistierte ein paar Mal den beiden Damen von B&B in deren Käseverkaufs-Wagen. Seitdem sorgt Christina Stroetmann – zusammen mit vier Mitarbeiterinnen, die im Verkauf, beim Reinigen und Bestücken des Wagens helfen- für frischen Käse auf den Wochenmärkten in Bad Kötzting, Furth im Wald, Roding, Cham und Waldmünchen (Marktkalender unter www.lehners-schmankerl.de).
Auch Regionales – und viel Bio
Fast 200 Käsesorten – 90 Prozent davon sind Bioqualität – hat „Lehner’s Käsegenuss“ im Angebot. Alle sind ohne Konservierungsstoffe. Der Käse wird von drei Großhändlern geliefert, die Ware von kleinen Sennereien anbieten. Aber auch Regionales ist im Angebot: zum Beispiel Ziegenkäse vom Ziegenhof Bergbauer in Anzenberg (bei Miltach) oder Produkte der Biokäserei Wohlfahrt in Edelsfeld (Landkreis Amberg-Sulzbach).
Auch stattet Stroetmann Hofläden und Sennereien im Allgäu, in Tirol oder in der Schweiz einen Besuch ab und lernt dabei so einiges. Oder wussten Sie, dass ein Ziegenkäse nur dann streng schmeckt, wenn der Bock zusammen mit den Geißen gehalten wird? „Dabei übertragen sich die Duftstoffe des Bocks auf die Milch“, erklärt Christina Stroetmann.
Sie kennt den Geschmack von jedem Käse in ihrem Wagen. „Jede neue Chargennummer wird probiert, ich muss ja den Kunden sagen können, ob ein Käse würzig ist oder mild.“ Besonders die vielen Frischkäsesorten kommen gut an. Neben der „Basisversorgung“ will Stroetmann immer wieder neue Sorten anbieten. Käse mit Zitronenpfeffer zum Beispiel. Oder der „Toggenburger Sonntagskäse“. Fast wie beim Schuhe kaufen eben.
Autorin: Christina Hainzinger-Feigl